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Die Siedlungen in Hermsdorf, Karlshorst und Müggelheim haben sich in einigen Bereichen ähnlich entwickelt, weisen zum Teil aber auch deutliche Unterschiede auf. Im folgenden Abschnitt werden die wichtigsten Aspekte der Transformation der Siedlungen zusammengefasst und verglichen. Der abgebildete Zeitstrahl fasst die wichtigsten Eckdaten der Siedlungen vergleichend zusammen.

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Abbildung 1: Zeitstrahl Siedlungen (2022)

Abbildungen

Gemeinsam ist den Siedlungen, dass sie sich in ihrem Ausmaß seit der Entstehung nur in geringem Ausmaß veränderten, auch wenn die ursprünglichen Größen der Siedlungen sehr unterschiedlich waren. Während in Hermsdorf 56 und in Karlshorst etwa 210 Behelfsheime mit ähnlichen Parzellengrößen gebaut wurden, umfassten die Siedlungen in Müggelheim insgesamt über 300 Behelfsheime. In Karlshorst variierten die Parzellengrößen im Laufe der Zeit. In Müggelheim sind die Parzellen dagegen meist gleich groß geblieben oder wurden bereits frühzeitig für ein Grundstück zusammengelegt.

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Bei der Betrachtung der baulichen Veränderungen der ehemaligen Behelfsheime fällt auf, dass die Siedlung in Hermsdorf von einem überwiegend einheitlichen Erscheinungsbild geprägt ist. Zurückzuführen ist dies vor allem auf Bestimmungen aus dem Bebauungsplan oder auf Festlegungen, die die weitere Gestaltung der Gebäude bestimmten. In den Siedlungen in Karlshorst und Müggelheim ist das heutige Erscheinungsbild der Bebauung hingegen deutlich diverser. Bei den ehemaligen Behelfsheimen dort ist ein großes Spektrum an verschiedenen Um- und Anbauformen zu finden, welche nur schwer in allgemeine Kategorien gefasst werden können. Gemeinsam ist den Umbauten, dass die Gebäude durch sie in geringem oder auch deutlichem Maße vergrößert wurden. Teilweise handelt es sich bei den Anbauten um komplette Überformungen der ursprünglichen Behelfsheime. Häufig sind jedoch bei genauerer Betrachtung noch die ursprünglichen Gebäudeteile zu erahnen.  Zu den Hauptmerkmalen der Transformation von Behelfsheimen zählen die Veränderungen des Daches, des Eingangsbereich sowie das Versetzen und Hinzufügen von Fenstern und Türen. In Hermsdorf wurde die Mehrzahl der Häuser um ein weiteres Stockwerk ergänzt. Dies ist in Karlshorst und Müggelheim nur selten der Fall, die Gebäude dort sind größtenteils eingeschossig. In Bezug auf die Dachform fällt auf, dass die Objekte in Hermsdorf vor allem Satteldächer haben, in Müggelheim und Karlshorst hingegen findet man eine Mischung aus Pult- und Satteldächern vor. Die Anbauten haben oftmals ein abgeschlepptes Dach.

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Der Vergleich der baulichen Veränderungen der ehemaligen Siedlungen zeigt, dass diese - sofern nicht wie in Hermsdorf geregelt – von den Bewohner*innen höchst individuell nach ihren entsprechenden Bedürfnissen und Wünschen durchgeführt wurden. Die Unterschiede zwischen Hermsdorf und den Siedlungen in Karlshorst und Müggelheim können durch die unterschiedlichen Entwicklungen zur Sicherung der Siedlungen erklärt werden. Der langfristige Erhalt war in allen Siedlungen bis zu Beginn der 90er Jahre nicht gesichert. In Hermsdorf wurden durch die Erstellung eines Bebauungsplans sowie der Möglichkeit, einen Erbbaupachtvertrag über 75 Jahre abzuschließen bzw. kurz darauf auch der Möglichkeit, die Grundstücke zu kaufen, sichere Verhältnisse über den Fortbestand der Siedlung geschaffen. Dadurch wurde eine erhöhte Bauaktivität ab 1994 ausgelöst. In Müggelheim und Karlshorst gab es in den 1990er Jahren ebenfalls die Möglichkeit, die Grundstücke zu erwerben, ein Bebauungsplan befindet sich in Karlshorst erst seit 2013 in Aufstellung.

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Alle drei Siedlungen werden maßgeblich zum Wohnen genutzt, in Karlshorst und Müggelheim gibt es jedoch einen höheren Anteil der saisonalen oder Wochenendnutzung. Die Siedlung in Karlshorst ist primär eine Kleingartenanlage, in der auch einige Dauerbewohner*innen wohnen. Die Anzahl dieser ist in den letzten Jahren immer weiter gesunken, wobei die Gründe hierfür nur vermutet werden können. Auch in Müggelheim wird ein Teil der Gebäude nur saisonal bewohnt oder als Wochenendhaus genutzt, in Hermsdorf dagegen ist das Dauerwohnen die Norm. Hier ist das Nachbarschaftsgefüge besonders gut ausgebaut. In Karlshorst fungiert die Gaststätte Floratreff hauptsächlich als ein zentraler Ort in der Siedlung, der einen Austausch der Nachbarschaft ermöglicht. In Müggelheim dagegen lässt sich kein Zentrum für einen solchen Nachbarschaftsaustausch feststellen. Aus einem Gespräch mit einem Bewohner Müggelheims wurde deutlich, dass es zwischen den einzelnen Siedlungen in Müggelheim schon früher wenig Austausch gab. Innerhalb der einzelnen Siedlungen selbst erfährt man jedoch ein hohes Maß an Nachbarschaftssinn und Verbundenheit.

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Die genauere Betrachtung der Transformation der Siedlungen zeigt, dass das Fortbestehen dieser keineswegs eine Selbstverständlichkeit war. Der langfristige Erhalt der Siedlungen als Wohngebäude war trotz bereits durchgeführter Infrastrukturmaßnahmen und beständiger Wohnnutzung bis zu Beginn der 1990er Jahre unklar. Der heutige Charakter und das Erscheinungsbild Areale wird maßgeblich durch die Intensität der Wohnnutzung bestimmt. Wenig verwunderlich lässt sich der Schluss ziehen, dass bei Nutzung der Gebäude zum dauerhaften Wohnen das größte Interesse an einem komfortablen Ausbau und langfristiger Sicherung besteht. Als wesentlicher Faktor für die stärkere Regulierung und Sicherung der Siedlung in Hermsdorf kann außerdem deren Einbettung in die bereits vorhandene Siedlungsstruktur identifiziert werden.

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Abb. 1: Eigene Darstellung (2022)

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