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Ursprungstypologie 

Ursprungstypologie

Die Behelfsheime sollten in den 1940er Jahren eine Möglichkeit zur kurzfristigen Wohnraumbeschaffung darstellen. Dabei hatten sie einen provisorischen Charakter und waren lediglich als Übergangslösung vorgesehen. Geprägt durch den Material- und Arbeitskräftemangel wurde der Bau der Behelfsheime durch Selbstbau unter Zuhilfenahme von Behelfsheimfibeln vorgesehen. Diese stellten Bauanleitungen und Hinweise für den sparsamen Eigenbau bereit. Im Jahr 1943 wurde mit der Gründung des Deutschen Wohnungshilfswerks die Struktur des von Hans Spiegel entworfenen Reichseinheitstypen 001 vorgegeben, der die einzige zulässige Bauform darstellen sollte. Aufbauend auf diesem Typen wurden jedoch weitere Fibeln mit abweichenden Strukturen und Vorgaben herausgegeben, teilweise als Anpassung an unterschiedliche Materialverfügbarkeiten.

 

Sowohl die Merkmale des Reichseinheitstyps als auch eine Grundfibel sowie Fibeln zum Lehmbau und Holzbau sollen genauer betrachtet werden. 

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Auf die Gestaltung und Wahrnehmung der Fibeln wird in der Betrachtung der Propaganda genauer eingegangen. Zudem wird unter Zwangsarbeit die Frage des Anteils des Selbstbaus und die Bedeutung des Zwangsarbeiter beleuchtet.

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Reichseinheitstyp

Reichseinheitstyp

Grundsätzlich unterscheiden lassen sich Behelfsheime zwischen diesen, die im Selbstbau aus lokal vorhandenen Materialien errichtet werden und solchen, die aus (andernorts) vorgefertigten Bauteilen montiert werden. Aufgrund unterschiedlicher Anforderungen beider Bauformen wurden im Jahr 1943 zwei Vorlagen zur Errichtung von Behelfsheimen eingeführt, der Reichseinheitstyp 001 und der Sondertyp 125. Beide Typen variieren aufgrund unterschiedlicher Materialien und Bauarten in der Größe. Der Sondertyp findet Anwendung, sobald nur 125 cm breite vorgefertigte Bauteile vorhanden sind, sodass die Maße des Reichseinheitstypen nicht eingehalten werden können. Die Innenmaße betragen in diesem Fall 6,0 x 3,75 m. In weiteren Merkmalen unterscheiden die Typen sich jedoch nicht. [1]

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Für unterschiedliche Ausführungen je nach Bauart und verwendeter Materialien wurden Pläne inklusive möglicher Raumaufteilungen als Vorgaben veröffentlicht. Die Vorgabe zum Reichseinheitstypen 001 wurde 1943 durch das Deutsche Wohnungshilfswerk veröffentlicht und enthält Ansichten und Schnitte sowie Grundrissvorschläge (siehe Abbildung) [2]. Die einfache und sparsame Form sollte den Eigenbau ohne Fachkenntnisse ermöglichen.

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Abbildung 1: Reichseinheitstyp 001 des Deutschen Wohnungshilfswerks

Der Reichseinheitstyp hat Rauminnenmaße von 5,1 m x 4,1 m, die je nach verwendeten Materialien sowie Steingröße, Plattenbreite und Fugenzahl sowie -ausbildung leicht abweichen können. Die Grundfläche beträgt 20 bis 22,5 m² einschließlich des Windfangs und umfasst einen Wohnraum mit Kochnische sowie ein abgetrenntes Kinderzimmer. [3]

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Der Typ ist durch ein den Eingang und einen Sitzbereich überdeckendes Pultdach geprägt. In Ausnahmefällen bzw. im Falle von Erleichterungen im Bau oder möglichen Materialeinsparungen konnte dies durch ein Satteldach ersetzt werden, das Pultdach wurde jedoch aufgrund der einfacheren Bauausführung präferiert. Auf der Eingangsseite beträgt die Höhe 2,8 m und auf der gegenüberliegenden Fensterseite 2,2 m. Ebenfalls festgelegt sind die Lage des Schornsteins sowie die Fußbodenhöhe (30 cm über dem Gelände) und die Lage der Frischhaltegrube, in der Lebensmittel aufbewahrt werden. Eine (Ab)-Wasserleitung sowie eine Heizung sieht der Typ nicht vor. Das Behelfsheim wird mittels der Herdstelle beheizt. Eine Toilette wird aufgrund der fehlenden Wasserleitungen als Trockenabort in einem Schuppen neben dem Haus untergebracht. [4] Für den Bau sollen alle zur Verfügung stehenden Materialien verwendet werden. Fenster, Fensterläden und Türen werden jedoch in genormter Form industriell hergestellt. [5] Zur Erweiterung der geringen Wohnfläche befindet sich das Behelfsheim auf einem mindestens 200 m² großen Grundstück, das als Garten der Selbstversorgung dient. [6]

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Die für den Gemüseanbau nutzbare Fläche wirkt sich unter anderem auf die Lage des Behelfsheims auf dem Grundstück aus. Für die Position des Behelfsheims auf dem Grundstück ist zusätzlich ausschlaggebend, ob sich das Behelfsheim an einer von Nord nach Süd oder von West nach Ost verlaufenden Straße befindet. [7]

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Die Behelfsheimfibeln

Die Behelfsheimfiebeln

“Für die Errichtung von Behelfsheimen müssen alle Bauweisen herangezogen werden, die es ermöglichen,
viele Heime ohne Inanspruchnahme von verknappten Baustoffen zu erstellen.”
- Der Reichswohnungskommissar 1944 (Einleitung Fibel Lehm)

 

Um die Errichtung von Behelfsheimen anschaulich darzustellen und auch für den Laien verständlich zu erklären hat das DWH in großer Auflage kostenlose Bauanleitungen, sogenannte Behelfsheimfibeln, veröffentlicht [8]. Die Inhalte der Fibeln galten dabei nicht als Vorschrift, sondern sollten lediglich als leicht verständliche Anleitung für die Organisation und den Bau der Heime dienen [9]. “Die Anleitungen aus Texten, Plänen und illustrierenden Zeichnungen führen Schritt für Schritt durch den Bauprozess” [10].

 

Die Fibeln beginnen alle mit dem gleichen Ausruf “Luftkriegsbetroffener Volksgenosse” und  richten sich vom Sprachgebrauch her ausschließlich an Männer. Mit Sätzen wie “Der Luftterror der Feinde hat dein Heim zerstört” und “Im Trotz gegen unseren kulturlosen Feind wird dein kleines Heim gelingen” wird zum einen das Feindbild der Kriegsgegner verstärkt und zum anderen der Bau der Behelfsheime als Waffe gegen den Feind symbolisiert. [11]

 

Da die Behelfsheime aufgrund der Materialknappheit aus örtlich zur Verfügung stehenden Baustoffen erbaut werden sollten [12], gab es verschiedene Fibeln, die sich jeweils mit dem Bau aus unterschiedlichen Baustoffen beschäftigen. Zudem wurde ein Grundheft der Behelfsheimfibel mit 54 Seiten, das sich als Einführung in den Bau mit mehreren Materialien auseinandersetzt, veröffentlicht. Ferner gab es auch verkürzte regionale Ausgaben dieser Grundfibel mit etwa 23 Seiten sowie Maßstabsplänen zu den Typenentwürfen. [13]

 

Im Folgenden sollen vier unterschiedliche Fibeln vorgestellt werden und im Anschluss die drei Siedlungen Hermsdorf, Karlshorst und Müggelheim näher betrachtet und hinsichtlich ihrer Typologie genauer untersucht werden. 

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Behelfsheimfibel Grundheft

Behelfsheimfibel Grundheft

Das 54-seitige Grundheft der Behelfsheimfibel beginnt wie auch die anderen Fibeln zunächst mit der Ansprache der Lesenden sowie mit den einzuhaltenden Grundmaßen des Grundstückes und des Reichseinheitstypen. Zudem wird kurz über die Abwicklung und Finanzierung des Baus informiert. Danach folgt die Auflistung der benötigten Materialien und Werkzeuge. Dabei wird unterschieden in den Einzel- und den Gruppenbau. [14]

Als Materialien für den Behelfsheimbau werden dann die Grundstoffe Sand, Kies, Feldsteine, Ton, Lehm, Mergel, Bims, Koksasche und -schlacke sowie Kalk und Mörtel vorgestellt und ihre Nutzbarkeit als Baustoff erläutert. Da der Bau des Behelfsheimes nicht druch eine Person alleine verrichtet werden kann, wird zu der Bildung von Arbeitsgruppen von zwei bis sechs Männern geraten. Darüber hinaus wird durch die Gruppenbildung Werkzeug gespart und durch Arbeitsteilung die Arbeit erleichtert. [15]

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Vor dem Baubeginn soll der Bauende eine Lehre anfertigen, von der die genauen Maße für den Bau entnommen werden können. Unterteilt wird nachfolgend in die Grundrisslehre, die Eckenlehre sowie in die Tür- und Fensterlehre. Verwunderlich hierbei ist, dass die Maße des Behelfsheimes in der Illustration zur Grundrisslehre bereits die vorgeschriebenen Maße des Reichseiheitstypen überschreitet.[16]

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Abbildung 2: Illustration Gemeinschaftsbau

Nach dem Grundheft der  Behelfsheimfibel besitzt das Behelfsheim eine Maße von 5,97  mal 4,8 Metern. Das Gebäude besteht aus zwei Räumen mit jeweils nur einem Fenster, das eine Breite von 1,05 Metern aufweist. [17] 

 

Obwohl die Fibel eine sehr einfache Sprache nutzt, sind die Beschreibungen zu den Lehren recht komplex. Es ist schwer vorstellbar, dass Laien die Behelfsheime nach der Fibel gebaut haben sollen.  

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Abbildung 3: Grundrisslehre

Als nächstes wird das Ausschachten für das Fundament sowie die unterschiedlichen Fundamentarten Bruchsteinfundament, Ziegelfundament und Betonfundament thematisiert. Es wird darauf hingewiesen, dass die Fundamentlegung sorgfältig erfolgen muss, damit keine Risse und Senkungen im Bau entstehen. Anschließend muss das Fundament mit Isolierpappe gegen Feuchtigkeit geschützt werden. [18]

 

Nun kommen die Eckenlehren zum Zug. Diese werden an den vier Ecken genau senkrecht aufgestellt. Mit einer Schnur zwischen den Eckenlehren werden nun die Steine versetzt zu einem Mauerwerk geschichtet. Dabei werden die Steine direkt mit einer Maurerkelle oder ähnlichem sowie dem Mörtel befestigt. Freigehalten werden beim Maurern die beiden Fenster- und der Türrahmen. Um Baustoffe zu sparen wird zunächst kein Putz auf die Außenwand getragen. [19] Nur von Innen sollte das Heim gegen Ungeziefer und als Wärmedämmung mit Schlamm- oder Reibeputz verputzt werden [20].

Bezüglich des Daches war ein Pultdach mit einer Neigung von 8 Grad geplant. Falls jedoch keine Deckstoffe für ein Pultdach vorlagen, konnte auf ein Satteldach von 45 Grad ausgewichen werden. Diese Variante benötigte zwar eine größere Menge an Baustoffen, erzeugte jedoch durch den Dachboden eine größere Wohn- und Lagerfläche. Vorzugsweise sollte das Dach aus nicht oder nur schwer brennbaren Materialien konstruiert werden und mit einer unteren Deckenverkleidung ausgestattet sein, die ein durchrieseln verhindert. Da das Behelfsheim mit einem Ofen zur Wärmeerzeugung ausgestattet sein sollte, wurde auf dem Dach auch ein Schornstein benötigt, dessen Bau in der Behlefsheimfibel erläutert wird. Die Dacheindeckung sollte mit Dach- und Teerpappe und die Wärmedämmung mit 2,5 - 5 cm dicken Holzwollplatten o.ä. erfolgen. [21]

Ganz am Ende der Fibel soll eine Illustration eine Zukunftsperspektive auf das Behelfsheim geben. Auf dieser Abbildung dargestellt ist der Mann, der auf dem Dach am schuften ist, die Großmutter, die im Garten das Gemüse erntet und die Hausfrau mit Schürze, die sich um ihre drei Kinder kümmert. Das Bild stellt eine heitere Familienidylle dar, eine Idylle, von der zu dieser Zeit, zwischen Wohnungsnot, Hungersnot und Todesopfern, nur zu träumen war.

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Abbildung 4: Illustration Behelfsheim-Idyll
Fibel Lehmbau

Fibel Lehmbau

Die Fibel zum Bau eines Behelfsheims in Lehmbauweise wurde als eine Vorlage und Anleitung für den Umgang mit dem Baustoff Lehm sowie zur Herstellung verschiedener lehmbasierter Baumaterialien herausgegeben.

In der Fibel werden verschiedene Bauarten vorgestellt wobei zu Beginn dazu aufgefordert wird, nach Möglichkeit eine Form des Lehmbaus zu wählen, welche in der Gegend heimisch ist. Wie auch in der Grundfibel dargestellt, soll eine Grundstücksfläche von 

200 m² ausreichen und Ortsgruppenleiter sowie Bürgermeister als Berater bei der Beschaffung der Baustoffe unterstützen. [22]

 

Lehm ist ein natürliches Baustoffgemisch, mit je nach Feuchtigkeitsgehalt unterschiedlichen Rauminhalten. Es wird in der Fibel zwischen verschiedenen Lehmarten unterschieden, welche sich mehr oder weniger für den Bau eines Behelfsheims eignen. Fetter Lehm ist sehr tonreich und klebend und in der Verarbeitung etwas schwergängig. Mittelfeste bis magere Lehme sind leicht krümelnd und auch leicht verarbeitbar und wurden für den Bau empfohlen. Schluffiger oder sandstaubfeiner Lehm hat eine sehr feinsandige Konsistenz und ist für den Bau von ungenügender Qualität, da er weder regen- noch putzfest ist.

Durch die Feuerfestigkeit von Lehm, eignet sich dieser auch zur Errichtung der Schornsteine und die wärmedämmenden Eigenschaften eignen sich zur Klimaregulierung in den Gebäuden. Allerdings ist Lehm auch wasser- und frostempfindlich, weshalb die Bauteile dauernd gegen Feuchtigkeit geschützt sein und vor Frosteintritt vollständig ausgetrocknet sein müssen. Insgesamt bezeichnet die Fibel Lehm als einen guten Baustoff, allerdings mit von bekannten Bauweisen abweichende Verarbeitungstechnik und Eigenarten, mit welchen sich vertraut gemacht werden muss. [23]


Aufgrund der Eigenarten des Baustoffs erfordert die Beurteilung des jeweiligen Lehms lehmbautechnische Erfahrung. Da diese in den meisten Fällen nicht gegeben ist, sollte vor dem Baubeginn das im Gebiet vorherrschende Lehmvorkommen von einem Sachverständigen untersucht und die geeignetste Bautechnik entwickelt werden. „Man entschließe sich zum Bauen mit solchen Lehmen erst nach Einholung des Urteils eines erfahren Lehmbaufachmannes, eines Ziegelmeisters oder sende 3 bis 4 l Lehm an eine Lehmprüfstelle, die der Reichswohnungskommissar, Sonderbeauftragter für das Deutsche Wohnungshilfswerk, berlin C 2, Parochialstraße 3, nachweist.” [24]

01_Aushebung des Fundaments.png

In der Fibel werden verschiedene Bauweisen vorgestellt. Weitesgehend gleich bleibt die Struktur des Grundmauerwerks. Vor Baubeginn sollen sich Gedanken über die Anordnung der Räumlichkeiten und Bauelemente, wie dem Garten, der Toilette und des Schuppens, des Sitzplatzes vor dem Haus und auch über beste Möglichkeit der Besonnung für Schlaf- und Wohnzimmer gemacht werden. Eine Beratung diesbezüglich ist auch über den Beauftragten des Kreisleiters in Verbindung mit dem Gauheimstättenamt möglich.

Abbildung 5: Grundmauerwerk

 

Ist der Grundriss des Behelfsheims geplant, wird dementsprechend ein Graben für die Grundmauern ausgehoben, festgestampft, mit Steinen gefüllt und mit Sand oder Schlamm abgeglichen. Je nach Verfügbarkeit ist auch eine Füllung der Grube mit Beton und ggf. Steinen möglich. [25]

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Wie schon angesprochen stellt die Fibel verschiedene Bauweisen vor. 

Der Lehmwellerbau ist eine sehr alte Bautechnik bei welcher durch das „Eintreten von 30 bis 40 cm langem Stroh, Heidekraut, Ginster oder langfaserigen pflanzlichen Stoffen in feuchten Lehm” [26] die sogenannte Wellermasse entsteht. Diese wird aufeinander geschichtet, sodass Außenwände von min. 38 cm Stärke, besser sind um die 50 cm, entstehen. Da die Schichtung der Masse ohne Ausschalung erfolgt, werden die überstehenden Ränder nach Austrocknung der Wände abgeschlagen, bis die gewünscht Wandstärke erreicht ist. [27]

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Eine andere Bauart ist der Lehmstampfbau. Dieser ist insbesondere für steinige und grobsandige Lehmvorkommen geeignet. Anders als beim Lehmwellerbau ist hier eine Schalung für den Bau erforderlich. Mit Hilfe eines Stampfers wird die vorbereitete Lehmmasse in Schichten von max. 12 cm Höhe in die Schalung aus Holzbrettern eingefüllt und stampfend verdichtet. Dabei ist immer darauf zu achten, dass mit dem Stampfen von den Wandlängen aus, statt der Ecken begonnen wird, da diese sonst herausgedrückt werden können. [28]

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02_Mauererrichtung beim Lehmstampfbau.png
Abbildung 6: Lehmstampfbau
03_Schichtung der ungebrannten Lehmquader.png

Als weitere Bauart wurde der Lehmsteinbau erklärt.

Hierbei werden die Grundmauern aus ungebrannten Lehmsteinen errichtet. Die Herstellung dieser Lehmsteine kann an der Baustelle selbst, oder in einer günstig gelegenen Sammelarbeitsstätte hergestellt werden, wobei immer der Transportweg aufgrund von Bruchgefahr möglichst kurz gehalten werden sollte. 

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Abbildung 7: Lehmsteinbau
Fibel Holzbau

Die Steine wurden auf die Maße 38 x 25 x 12 cm geformt, um die verschieden benötigten Wandstärken ausführen zu können. Die entstandenen Quader wurden schließlich im Blockverband vermauert, wobei Lehmmörtel bzw. im Herbst und Winter Kalkmörtel verwendet wurde. [29]

 

Als letzte Bauweise wurde der Leichtlehmbau vorgestellt. Bei dieser Bauart ist Lehm eher ein Nebenbestandteil und dient als Bindemittel für faserige Stoffe, wie zum Beispiel Stroh. Die Hauptaufgabe des Lehms ist hierbei die Verklebung und der Feuerschutz. Der Leichtlehmbau eignet sich zur Wärmedämmung und ähnelt, bei entsprechender Wandstärke, Holzfaserplatten. [30]

 

Nach Bau des Behelfsheims und vollständiger Austrocknung der geschaffenen Wände, welche in der Regel bis zu einem Jahr dauert, muss das Gebäude, aufgrund der Wasserempfindlichkeit des Baustoffes, verputzt werden [31].

 

Wie auch schon bei der Grundfibel angemerkt, sind die in der Lehmbau-Fibel beschriebenen Bauprozesse zwar in leicht verständlicher Sprache verfasst, aber die beschriebenen Arbeitsschritte doch recht komplex. Der Bau eines Behelfsheims aus Lehm setzt ein technisches und/oder praktisches Grundverständnis und -wissen voraus, um ein sicheres und stabiles Gebäude erbauen zu können.

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Fibel Holzbau: Blockbauweise und Stangenbauweise

In der Fibel Blockbauweise und Stangenbauweise wird das Produkt Holz zum Bau der Behelfsheime verwendet. Aus Rundholz oder Stangenholz soll mithilfe der begleitenden Fibel Anweisungen und Hilfe zur Errichtung eines Behelfsheims gegeben werden.

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Das Material Holz  wird in der Fibel als immer verfügbar beschrieben: “Holz in den Bäumen der Gärten, Alleen und Anlagen und Holz in den Wäldern” [32]. Dazu soll der “vom Luftkrieg betroffene Volksgenosse”animiert werden, Holz aus einem eigene Waldbesitz zu beziehen, wofür “ihm” eine zugesagte Genehmigung erteilt wird. Wenn man nicht in dem Besitz von einem Waldstück ist, sichert die Fibel zu, dass der Reichsforstmeister angeordnet hat, genug Holz zur Verfügung zu stellen [33]. Um an das Material zu gelangen, kann der Ortsgruppenleiter oder der Bürgermeister den “Volksgenossen” beraten [34]. 

Abbildung 8: Behelfsheim in Holzbauweise 
Abbildung 9: Bäume als Baustoffe 

Die Fibel gibt zwei verschiedene Bauweisen des Behelfsheim vor. Sie sind an der Beschaffenheit des Materials orientiert. Dabei wird unterschieden in Stangenholz von z.B. Birken, und Rundholz, vorzugsweise aus Kiefer und Fichte. Die Baustoffe des Baumes gibt die Bauart des Behelfsheimes vor. 

Wenn der Baustoff 15-20 cm und 8-15 cm dicke Rundhölzer bietet, wird man auf den Bau des Blockhauses verwiesen. Stehen jedoch nur dünne Stämme und Stangen von Nadelholz, Laubholz und Büschen von 4 cm Dicke aufwärts zur Verfügung, wird der Stangenbau empfohlen.

Bei beiden Bauarten kann man die Wurzeln und Äste, aber auch  trockenes Laub, die Nadeln, feines Geäst und Rinde kann als Füllwerk für die Wände und das Dach verwendet werden. Die Stämme und Stangen werden entästet und die Rinde abgeschält, jedoch bleibt nichts ungenutzt [35].

Weitere Baustoffe, die man zum Errichten eines Behelfsheimes aus Holz braucht, sind Sand, Kies, Feldsteine und Bruchsteine. Der Sand, in einer möglichst reinen Form, frei von Erde, Humus und Pflanzenteilen, dient zur Herstellung von Mörtel und des Fußbodenestrichs. Der Kies wird für den Unterboden verwendet. Die Feldsteine und Bruchsteine  werden für die Grundmauern verwendet. Desweiteren wird in der Fibel der Baustoff Lehm genannt, der für Wand, Dach und Fußboden verwendet werden soll.

Auch unterscheidet sich die Bauart des Behelfsheim von den Fähigkeiten der Mitarbeiter*Innen. Das Blockhaus bedarf Expertise in der Holzverarbeitung, wohingegen beim Stangenbau ausschließlich Laien am Bau beteiligt sein können [36].

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Abbildungen

Abbildungen

Abbildung 1: Spiegel, Hans (1944): Gestaltung und Ausführung des Behelfsheimes. In: Cohrs, Wilhelm (Hauptschriftleiter): Der Wohnungsbau in Deutschland. Heft ½. S. 8.

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Abbildung 2: Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 15.

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Abbildung 3: Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 16.

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Abbildung 4: Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 54.

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Abbildung 5: Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums; Stabshauptamt unter Mitarbeit der deutschen Akademie des Wohnungswesens (1944): Behelfsheimfibel für den Lehmbau, wie baue ich mir ein Behelfsheim aus Lehm?, Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 20.

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Abbildung 6: Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums; Stabshauptamt unter Mitarbeit der deutschen Akademie des Wohnungswesens (1944): Behelfsheimfibel für den Lehmbau, wie baue ich mir ein Behelfsheim aus Lehm?, Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 27.

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Abbildung 7: Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums; Stabshauptamt unter Mitarbeit der deutschen Akademie des Wohnungswesens (1944): Behelfsheimfibel für den Lehmbau, wie baue ich mir ein Behelfsheim aus Lehm?, Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 40. 

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Abbildung 8: Deutsches Wohnungshilfswerk o.J.: Behelfsheimfibel für Blockbau und Stangenbau, S. 61. 

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Abbildung 9: Deutsches Wohnungshilfswerk o.J.: Behelfsheimfibel für Blockbau und Stangenbau, S. 8.

Quellen

Quellen

[1] vgl. Spiegel, Hans (1944): Gestaltung und Ausführung des Behelfsheimes. In: Cohrs, Wilhelm (Hauptschriftleiter): Der Wohnungsbau in Deutschland. Heft ½. S. 1-12.

 

[2] ebd.

 

[3] ebd.

 

[4] ebd.

 

[5] ebd.

 

[6] ebd.

 

[7] ebd.

 

[8] Engelke, Jan (2020): Vom Behelf zum Heim - Über die Gestaltung über eine stets unfertige Zeit, In: Hirsch, Enver/Meuser, Philipp (Hrsg.): Behelfsheime. Hamburg 2020, S. 4. 

 

[9] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 5.

 

[10] Engelke, Jan (2020): Vom Behelf zum Heim - Über die Gestaltung über eine stets unfertige Zeit, In: Hirsch, Enver/Meuser, Philipp (Hrsg.): Behelfsheime. Hamburg 2020, S. 5. 

 

[11] ebd.: S. 4 f. 

 

[12] ebd.: S. 11 

 

[13] Kaspar, Fred (2011): Behelfsheime für Ausgebombte, Petersberg: Michael Imhof Verlag, S. 23; 26; 30.

 

[14] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 3-10.

 

[15] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 11-15.

 

[16] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 15-19.

 

[17] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 32.

 

[18] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 20-26. 

 

[19] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 27-35.

 

[20] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 46.

 

[21] Scheel, Max (1943): Behelfsheimfibel, wie baue ich mir ein Behelfsheim? (Grundheft), Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 36-45.

 

[22] Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums; Stabshauptamt unter Mitarbeit der deutschen Akademie des Wohnungswesens (1944): Behelfsheimfibel für den Lehmbau, wie baue ich mir ein Behelfsheim aus Lehm?, Berlin: Verlag der Deutschen Arbeitsfront, S. 5-8.

 

[23] vgl. ebd., S. 9-13.

 

[24] ebd., S. 16.

 

[25] vgl. ebd., S. 17-22.

 

[26] ebd., S. 23.

 

[27] vgl. ebd., S. 23-26.

 

[28] vgl. ebd., S. 27-35.

 

[29] vgl. ebd., S. 36-46.

 

[30] vgl. ebd., S. 47-48.

 

[31] vgl. ebd., S. 49-52.

 

[32] Deutsches Wohnungshilfswerk o.J.: Behelfsheimfibel für Blockbau und Stangenbau, S. 3.

 

[33] vgl. ebd., S. 3.

​

[34] vgl. ebd., S. 4.

 

[35] vgl. ebd., S. 8.

 

[36] vgl. ebd., S. 16.

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